Tagesarchiv: 15. Oktober 2017

Trump, Deutschland und die EU

Von Beate Landefeld

Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten anstelle der favorisierten Hillary Clinton löste in Berlin und Brüssel blankes Entsetzen aus. Die Stimmung beschreibt Jana Puglierin, die Leiterin des Alfred-Oppenheim-Zentrums für Europäische Zukunftsfragen, eines bei der DGAP angesiedelten Thinktanks:

„Das Brexit-Referendum und die Wahl Donald Trumps – beide Ereignisse sieht man in Deutschland als zwei Seiten ein- und derselben Medaille – fühlten sich für Berlin wie politische Erdbeben an. In beiden Fällen waren die Deutschen abends hochgestimmt ins Bett gegangen und beim Aufwachen mit einer neuen Realität konfrontiert. Beide Ereignisse wurden als existentielle Bedrohungen der zentralen Parameter deutscher Außenpolitik wahrgenommen: der EU und einer starken transatlantischen Allianz. Schlimmer noch, viele in Berlin fürchten, dass beide Ereignisse sich in ihrer negativen Auswirkung auf die EU gegenseitig verstärken könnten.“[1]

Die herrschende Klasse der EU-Führungsmacht Deutschland stören vor allem zwei Dinge im Auftreten des neuen US-Präsidenten:

a) dass er nicht eindeutig auf die NATO-Klausel des automatischen militärischen Beistands schwört, sondern die NATO-Partner beschuldigt, ihr Anteil an den militärischen Lasten des überdehnten US-Imperiums sei zu gering;

b) dass er auf chronische Handelsungleichgewichte, zu denen Deutschlands permanente Exportüberschüsse beitragen, mit protektionistischen Mitteln reagieren will. Weiterlesen